Wappen der Ortsgemeinde Bannberscheid
Beschlussfassung des Wappens erfolgte in der Sitzung des Ortsgemeinderates vom 16.12.1992.
Entwurf und Gesamtherstellung Markus Müller, Nister
Blasonierung:
"Durch einen silbern-rot geteilten Schräglinksbalken geteilt von Blau und Gold Oben ein goldenes Mühlrad. Unten am Schildrand drei blaue Stufen."
Wappenerläuterung:
Die Gemeinde Bannberscheid wird 1211/1214 in einer Urkunde über die Rechte des Erzbischof von Trier im Wald Spurckenberg als "Berenscheit" erstmals urkundlich erwähnt.
Die Entwicklung des Ortsnamens von Beersched, Beerscht, um 1200 Berenscheid, 1211/1214 Berenscheit, 1451 Bergescheit, ausgeh. 13. Jh. Berenscheyt, 1607 Berscheidt, 1710 Berscheit veranschaulicht, dass die Vorsilbe Bann- erst relativ spät zum Ortsnamen angefügt wurde.
Vermutlich geht die Silbe Bar -/Beer- auf einen Personennamen Bero zurück. Vogt vermutet hierin das mhd. Bär.
-scheid kann sich sowohl auf eine überlieferte Grenzlage, als auch auf einen Bergriedel beziehen. Die letzte Bedeutung dürfte wohl die hier vorherrschende sein. Mit Scheid werden vielfach die bewaldeten (oder ehemals bewaldeten) Erhöhungen zwischen zwei Tälern bezeichnet. Neu ist der Versuch, scheid (skait-) als s-lose Form zu kelt. kaitom "Wald", nhd. Heide, zu deuten.
Ab 1786 wird Bannberscheid im Gegensatz zum Dorf Heilberscheid, welches nun mit dem Kirchspiel Nentershausen zum Amt Montabaur gekommen war, unterschieden. Das Lexem Bam- bezieht sich auf die Lage des Ortes im Bann Montabaur.
Geht man von einer sprachwissenschaftlichen Deutung des Ortsnamens aus, so ist Bannberscheid von seiner historischen Besiedlung her nach dem 9. Jh. entstanden. Die -scheid-Orte sind relativ dicht im Nordwesten des Westerwaldes, im mittleren Westerwald nur vereinzelt anzutreffen.
Ein neolithischer Steinbeilfund deutet auf eine sehr frühe Besiedlung der Gemarkung.
Territorialhistorisch lag das Gebiet der heutigen Gemeinde Bannberscheid im Engersgau. Kirchlich gehörte der Ort schon seit dem Mittelalter zu der im ausgedehnten Sprengel der Urpfarrei Montabaur gegründeten Pfarrkirche zu Wirges. Moschheim, Bannberscheid, Staudt, Ötzingen und Boden bildeten um 1488 die "grusze Zyche", die nochmals unterteilt war, wobei Moschheim, Bannberscheid und Boden 1653 und 1684 bis 1803 zu einem gemeinsamen Bezirk gehörten.
Überdies war Bannberscheid von Anfang an dem Kurfürstentum Trier zugeordnet. Der silbern-rot geteilte Schräglinksbalken, der die trierischen Farben zeigt, verweist auf die jahrhundertlange Zugehörigkeit zu diesem Erzbistum.
Bereits 1018 konnte das Bistum sein Territorium durch weitere Gebietserwerbungen an der mittleren Mosel und im Westerwald vergrößern. In diesem Zusammenhang war die Schenkung Kaiser Heinrichs II. von Stadt und Königshof Koblenz mit allem Zubehör und der Abtei St. Florin von Bedeutung. Mit dem erworbenen Koblenzer St. Florinstift kam auch das Obereigentum über dessen Besitz um Montabaur ans Erzstift Trier.
In der Auseinandersetzung um die Spitzenstellung im deutschen Episkopat traten die Erzbischöfe von Trier zwar hinter Mainz und Köln zurück, fanden aber Aufnahme in das Kurfürstenkollegium und erhielten 1308/14 die Würde eines Erzkanzlers von Burgund.
Eigentlicher Schöpfer des Kurfürstentums Trier war Erzbischof Baldewin von Luxemburg (1307 - 1354).
Die Einführung der Reformation scheiterte, die Protestanten wurden 1559 vertrieben. 1801 ging der linksrheinische Hauptteil des Erzstiftes an Frankreich verloren. Die rechtsrheinischen Teile kamen am 21.10.1802 an die Fürsten von Nassau.
Der Reichsdeputationshauptschluss bestätigte die Gebietsveränderungen, von denen in dieser Region insbesondere die Nassauer profitierten. Im Rahmen der Rheinbundakte kam Bannberscheid 1806 an das neugebildeten Herzogtum Nassau. Die blaue Tinktur erinnert an die Zugehörigkeit zu Nassau, da das Herzogtum als Wappen einen goldenen Löwen im blauen Schild führte. Das Gebiet ging infolge des Deutschen Krieges in preußische Verwaltung über. Die 1867 durchgeführte Verwaltungs- und Gebietsreform teilte Bannberscheid dem neugeschaffenen Unterwesterwaldkreis mit dem Sitz Montabaur zu.
Der Kurfürst von Trier besaß in Bannberscheid einen Hof, der ihm jährliche Haferabgaben lieferte.
Um 1200 übergab der halbe Mansus zu Berinscheit 300 Schüsseln der Trierer Obrigkeit. Es ist allerdings falsch, aus dieser Quelle zu schließen, dass damit der Tonbergbau eine sehr frühe Überlieferung in dieser Gemarkung findet. Ende des 13. Jahrhunderts bezog die Abtei Arnstein Gefalle und Einnahmen des Ortes. Der Zehnte von Bannberscheid stand dem Koblenzer Florinstift zu, da das Dorf zum Zehntbezirk des Montabaurer Pfarrsprengels rechnete.
Für die neuere Erwerbsgeschichte des Ortes erwies sich die Ölmühle in Bannberscheid als sehr bedeutsam. Leonhard Frinck von Reckenthal hatte laut Kaufschein vom 05.07.1785 eine zwischen Staudt und Bannberscheid belegene Ölmühle samt Zubehör für 360 Reichsthaler und 4 Reichstaler Weinkauf nebst einer Wanne dem Peter Dahlem Junior von der Häusges Mühle unter Daubach verkauft. 1791 bekannten die Eheleute Peter und Anna Catharina Hecker auf der Ölmühle unterhalb Bergscheids, dass sie für die von Leonhard Frink herrührenden Schulden wegen Ankauf ihrer Ölmühle 170 Reichstaler schuldig geworden seien, worauf sie jährlich am 12. Mai Interesse zu zahlen hätten.
Die in der Gemarkung Bannberscheid liegende Ölmühle wird noch 1786, 1799, 1843, 1863 erwähnt. 1818 befand sich die Ölmühle im Besitz des Johann Stoicker/Stöcker, 1857 des Johann Wolf, 1861 des Philipp Wolf, 1867/68 des Wilhelm Schmidt. Für das Jahr 1868 wird ebenfalls ein Johann Adam Mies als Eigentümer genannt. Wilhelm Schmidt löste die Mühle am 01.01.1875 mit 30 Mark 10 Pfg. beim Königlichen Domänenrentamt Montabaur ab. Das goldene Mühlrad symbolisiert die Ölmühle.
Von der insgesamt 202 ha umfassenden Fläche der Gemarkung Bannberscheid werden 119 ha landwirtschaftlich genutzt; 1979 lag dieser Anteil noch bei 136 ha.. Die Waldfläche beträgt 20 ha. 12 ha werden industriell oder gewerbsmäßig verwendet; die Betriebsfläche umfasst 3 ha..
1808/14 wurden in Bannberscheid 25 Ochsen und Rinder, 36 Kühe und 6 Schweine gezählt. Von 1836/51 bis 1949 stieg zwar der Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe von 29 auf 52, der Anteil des Ackerlandes fiel dagegen im Zeitraum 1937 bis 1977 von 104 auf 49 ha.
In Bannberscheid erfolgte in den letzten Jahrzehnten eine enorme Verschiebung von einer stark agrarisch geprägten Wirtschaft zum industriellen Erwerb.
Der Tonabbau in der Gemarkung Bannberscheid ist im Verlauf weniger Jahre sprunghaft angestiegen. Die drei blauen Stufen verweisen auf die Bedeutung des Tonabbaues, der als Abtreppung erfolgte, für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde.
Waren es 1895 noch 15 ha, welche in dieser Hinsicht ausgebeutet wurden, so lag der Anteil 1906/1911 bereits bei 38 ha.
Folgende Gruben der Gemarkung Bannberscheid sind bekannt:
- Tonerdezeche "Mühle": am 16.06.1866 belehnt, am 13.Q8.1866 in das Berggegenbuch eingetragen.
- Grube "Langewiese": Inhaber war 1950 die Gewerkschaft Otto, Ton & Quarzitgruben in Bendorf/Rhein.
Die Fuchs'schen Tongruben GmbH in Ransbach übernahmen bereits 1917/1929 die Nutzung des Grubengeländes. Eine Statistik nennt für 1936 fünf für die Jahre 1949 und 1961 zwei tonfördernde Betriebe. Die Anzahl der Beschäftigten fiel von 195 auf 34 Personen, während die Fördermenge von 36.799 t auf 40.560 t stieg.
1963 bauten in Bannberscheid drei Betriebe Ton ab.
Das Gemeindewappen von Bannberscheid ist damit in erster Linie territorialgeschichtlich und wirtschaftshistorisch begründet.